Die Akupunktur ist seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin, nach deren Weltbild alles Leben von der Energie "Qi" durchdrungen ist, die in Leitbahnen bzw. Meridianen durch den Körper fließt. Bei uns wird die Akupunktur mittlerweile sowohl in der Schulmedizin als auch in der Alternativmedizin eingesetzt. Die Gesundheit des Menschen beruht auf einem Gleichgewicht der gegensätzlichen, sich aber ergänzenden Aspekte Yin und Yang dieser Energie. Äußere Umwelteinflüsse, innerseelische Vorgänge sowie falsche Ernährung, Unter- oder Überbelastung und Verletzungen können die Energieströme beeinflussen. Dies kann zu einem Ungleichgewicht des Yin und Yang führen, das Krankheiten oder Schmerzen verursacht. Die Stimulation der Akupunktur-Punkte kann durch Anregung der Selbstheilungskräfte einen harmonischen Zustand der Energie wieder herstellen, sodass u.U. weniger Medikamente eingenommen werden müssen oder ein größerer Eingriff erspart werden kann.
Die Akupunktur hat in unserer westlichen Welt in den letzten Jahrzehnten zunehmende Bedeutung vor allem im Bereich der Schmerztherapie gewonnen.
Ihr Arzt informiert Sie im Aufklärungsgespräch über herkömmliche Methoden der Schmerztherapie, die in Ihrem Fall neben oder anstelle der Akupunktur in Betracht kommen.
Durchführung der Akupunktur
Die Akupunktur kann allein und auch kombiniert mit anderen Schmerztherapieverfahren eingesetzt werden. Eine schulmedizinische und traditionelle chinesische Diagnostik sollten vorausgehen, damit die richtigen Methoden zur Schmerzbehandlung zum richtigen Zeitpunkt ausgewählt werden können und um Erkrankungen auszuschließen, die einer ursächlichen (kausalen) Behandlung bedürfen.
kurzzeitiger Nadelung von Akupunkturpunkten ggf. mit Stimulation durch:
Bewegen/Drehen der Nadel
Erwärmung der Akupunkturnadel (Moxibustion) Eine kleine Beifußkugel oder eine sogenannte Moxazigarre wird z.B. auf der Akupunkturnadel fixiert und angezündet. Sie gibt Wärme über die Nadel an den Akupunkturpunkt ab
schwachen elektrischen Strom, der an die Akupunkturnadel angelegt wird
Akupunktur mit Dauernadeln Es werden kleine Nadeln eingestochen, die 1–10 Tage im Körper verweilen, sie können mit einem Pflaster fixiert werden. Dauernadeln kommen häufig bei der Ohrakupunktur zum Einsatz; sie sind am Ohr kaum zu sehen.
Laserakupunktur Akupunkturpunkte werden durch Licht bestimmter Wellenlänge stimuliert.
Elektroakupunktur Akupunkturpunkte werden direkt durch elektrischen Strom stimuliert.
Akupressur Metallkügelchen oder Samenkörnchen werden mittels Pflaster an Akupunkturpunkten fixiert, die durch einen Magnet oder Massieren vom Patienten selbst stimuliert werden.
Injektionsakupunktur In die Akupunkturpunkte werden Medikamente injiziert.
Mikroaderlass Akupunkturpunkte und/oder die umgebenden Hautflächen werden durch eine Dreikantnadel bzw. ein Pflaumenblütenhämmerchen zum geringen Bluten oder zur leichten Hautrötung angeregt
Schröpfen An Akupunkturpunkten werden Schröpfköpfe durch Unterdruck für 5–10 Minuten an der Haut festgesaugt, sie führen zu oberflächlichen sichtbaren Blutergüssen.
Schröpfkopfmassage Durch Unterdruck festgesaugte Schröpfköpfe werden über die Haut gezogen, sie führen zu oberflächlichen sichtbaren Blutergüssen.
Die Wahl der Methode hängt vom Beschwerdebild ab, aber auch von persönlichen Besonderheiten, nach denen Ihr Arzt in der Anamnese fragen wird.
Die Akupunktur Behandlung
In der Regel liegen/sitzen Sie während der Behandlung entspannt, bequem und warm.
An den ausgewählten Punkten des Körperstammes, des Schädels, der Gliedmaßen werden dünne Stahlnadeln (sterilisiert oder für den Einmalgebrauch) wenige Millimeter bis einige Zentimeter tief eingestochen. In besonderen Fällen kommen auch Silber- oder Goldnadeln zum Einsatz (z.B. bei der Ohrakupunktur). Je nach Art der Schmerzen/Beschwerden werden häufig ein bis mehrere Akupunkturpunkte ausgewählt. Erfahrungsgemäß entsprechen genau definierte Punkte an Ohr/Schädel/Hand/Augen/Mund ganz bestimmten Körperregionen oder Organen.
Der Einstich der Akupunkturnadel kann einen kurzen Schmerz oder ein elektrisierendes Gefühl auslösen. Während die Nadel im Körper verbleibt, sollte sie keine Schmerzen verursachen. Ein „De Qi“–Nadelgefühl , d.h. Druck, Spannung, Schweregefühl, Wärme, Taubheitsgefühl oder sogar Ausstrahlung, zeigt an, dass die Nadel richtig platziert ist. Das „De Qi“–Nadelgefühl kann manchmal noch Tage lang nach der Entfernung der Nadeln verspürt werden.
Manchmal werden Sie auch aufgefordert während der Nadelverweilzeit im Liegen, Sitzen, Stehen, usw. bestimmte Bewegungsübungen zu machen.
Anstelle der Nadelung können die Akupunkturpunkte Auch durch eines der oben genannten anderen Verfahren stimuliert werden. Eine Sitzung dauert etwa 20 Minuten. In der Regel werden 1–5 Sitzungen in der Woche durchgeführt. Ein Behandlungszyklus besteht aus mehr als 10–15 Sitzungen. In manchen Fällen sind mehrere Behandlungszyklen nötig. Im Laufe eines Behandlungszyklus kann es sich als notwendig erweisen, andere als die ursprünglich vorgesehenen Akupunkturpunkte zu wählen.
Welche Komplikationen und Nebenwirkungen können bei der Akupunktur auftreten?
Müdigkeit, Schwindel, Blässe, Schwitzen, Übelkeit, Herzrasen, Kälteschauer oder Benommenheit während oder nach der Behandlung sind möglich, gelegentlich tritt auch ein Kreislaufkollaps auf. Die Symptome verschwinden meistens nach kurzem Ausruhen, einem warmen Getränk, oder durch die Behandlung bestimmter Akupunkturpunkte mittels Akupunkturnadel oder Moxibustion.
Schwache Nachblutungen, Rötung oder Schmerzen an den Einstichstellen sind möglich, kleine Blutergüsse sind meist unbedenklich, auch wenn gerinnungshemmende Medikamente eingenommen werden.
Selten kann wegen großer Anspannung oder starker Bewegung des Patienten oder Nadelmanipulation die Nadel festsitzen, sich verkrümmen oder abbrechen. Dies ist durch Entspannung und Ruhe zu vermeiden.
Verletzungen innerer Organe und Strukturen (z.B. Lunge, Herz, Blase, Leber, große Blutgefäße und Nerven) durch die Akupunkturnadeln sind fast ausgeschlossen. Äußerst selten kann bei einer Nadelung im Bereich des Brustkorbes Luft in den Brustfellraum übertreten (Pneumothorax) und sich durch erschwerte Atmung, Schmerzen in der Brust und schnellen Puls bemerkbar machen. Geringe Luftmengen nimmt der Körper auf, größere können abgesaugt werden.
Mögliche Folgen der Nadelung sind manchmal Tage bis Wochen dauernde Nervenschmerzen durch mechanische Irritation von Nerven, die in der Nähe der Akupunkturpunkte liegen.
Weil sterilisierte Nadeln oder sterile Einmalnadeln verwendet werden, sind Infektionen sehr selten und meist örtlich und zeitlich begrenzt; sie treten eher bei Dauernadeln auf. Bei der Ohrakupunktur mit Dauernadeln kann es zur Knorpelentzündung kommen. Überempfindlichkeit gegen Medikamente, die bei der Injektionsakupunktur eingesetzt werden, ist selten. Eine zu starke Stimulation bestimmter Akupunkturpunkte während der Schwangerschaft kann Wehen auslösen.
Während oder nach den ersten drei Sitzungen kann es zur sogenannten Erstverschlimmerung kommen, bei der bestehende Symptome vorübergehend verstärkt auftreten. Dies sollte Sie nicht verunsichern; ihr Arzt erkennt dadurch, dass seine Behandlung wirkt.
Behandlungserfolg
Jeder Mensch reagiert auf die Akupunkturbehandlung individuell. Je schwerer die Schmerzzustände oder Beschwerden sind und je länger sie bereits bestehen, desto länger und intensiver sollte die Behandlung sein. In der Regel wird eine erste Linderung nach 3-10 Akupunktursitzungen verspürt. Bei manchen Patienten tritt die Schmerzfreiheit oder Schmerz-/Beschwerdelinderung erst Wochen nach Abschluss der Akupunkturbehandlung ein. Gegebenenfalls rät Ihr Arzt bei Nichtansprechen der Therapie, die Akupunkturserie abzubrechen.
Je nach Beschwerdebild kommt es in 55 % der Fälle und darüber zur deutlichen Schmerzlinderung. Der Erfolg kann Wochen bis Monate oder Jahre anhalten. Eine Wiederholung der Behandlung ist bei Bedarf möglich. Sie ist umso erfolgreicher, je früher nach Wiedereinsetzen der Symptome sie beginnt.
Bitte unbedingt beachten:
Vor der Akupunktur Behandlung sollen Sie ausgeruht sein und Blase/Darm entleeren. Bitte meiden Sie am Tag direkt vor und nach der Behandlung so weit wie möglich:
Situationen, die Sie starken Gefühlsschwankungen (z. B: Wut, Trauer, Schreck, Aufregung, Angst) aussetzen könnten
großen Hunger, Durst, großen Körperflüssigkeitsverlust, üppige Mahlzeiten
übermäßige körperliche und nervliche Anstrengung (z.B. Auskühlung, Sauna, Leistungssport, Hektik)
anregende/beruhigende Mittel (z.B. Alkohol, Kaffee, starken Tee, Nikotin, Drogen, Schlafmittel)
Während der Behandlung
Bei den Sitzungen, vor allem beim Nadeln, sollen Sie sich in einem körperlich und seelisch ausgeglichenen Zustand befinden. Informieren Sie Ihren Arzt jederzeit, wie Sie sich bei der Behandlung fühlen. Wenn der Einstichschmerz nicht nach kurzer Zeit verschwindet, sollen Sie dies Ihrem Arzt sagen, damit er die Nadel entfernt oder reguliert. Während der Verweilzeit der Nadeln sollen Sie starke Bewegungen vermeiden.
Bei der Laserakupunktur tragen Sie bitte die Schutzbrille nach ärztlicher Anweisung.
Nach der Behandlung
entsprechend den ärztlichen Anweisungen ruhen. Teilen Sie Ihrem Arzt unmittelbar nach der Behandlung etwaige Besonderheiten mit, bevor Sie die Praxis verlassen
trinken Sie reichlich (z.B. gekochtes warmes Wasser, schwachen Tee)
nehmen Sie nach der Moxibustion möglichst warme Getränke/Speisen zu sich
gehen Sie frühzeitig zu Bett
weiteres Verhalten wie vor der Behandlung
Nehmen Sie erst 30 Minuten nach der Behandlung wieder aktiv am Straßenverkehr teil. Sollte in seltenen Fällen Ihre Straßenverkehrstauglichkeit längere Zeit eingeschränkt sein, wird Ihnen Ihr Arzt dies sagen. Bei Entzündung einer Dauernadelstelle, die meist mit andauernder Übererwärmung und/oder starken Schmerzen verbunden ist, die Nadel sofort entfernen und die Stelle gründlich desinfizieren.
Unterrichten Sie uns bitte, wenn nach der Behandlung Unbehagen, anhaltende Symptomverschlechterung, Atemschwierigkeiten, Fieber oder starke Schmerzen auftreten!